Alles zur situativen Winterreifenpflicht, Profiltiefe, Alpine-Symbol, Haftung und Versicherung. Mit Tipps zur richtigen Bereifung und Unfallvermeidung.
1. Gesetzliche Grundlagen der Winterreifenpflicht
In Deutschland gilt eine situative Winterreifenpflicht (§ 2 Abs. 3a StVO). Das bedeutet: Bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte müssen Fahrzeuge mit geeigneten Winterreifen ausgerüstet sein. Wer bei solchen Bedingungen mit Sommerreifen im Winter fährt, riskiert Bußgeld, Punkte in Flensburg und im Schadenfall Teilschuld.
- Pflicht gilt situativ (kein fixer Zeitraum).
- Spikes-Reifen sind in Deutschland grundsätzlich verboten.
- Die Regelung betrifft alle Fahrzeugarten, einschließlich Miet- und Leasingfahrzeuge.
2. Kennzeichnung: Alpine-Symbol & Winterreifen-Zeichen
Als geeignete Winterbereifung gelten Reifen mit dem Alpine-Symbol (Berg mit Schneeflocke). Die frühere M+S-Kennzeichnung genügt seit dem 1. Oktober 2024 nicht mehr.
- Alpine-Symbol = gesetzlicher Nachweis für Wintertauglichkeit.
- Reifen mit M+S-Kennzeichnung sind nur noch gültig, wenn sie vor 2018 produziert wurden.
3. Profiltiefe Winterreifen & Reifendruck im Winter
Gesetzlich sind 1,6 mm Mindestprofiltiefe vorgeschrieben. Sicherheitsexperten empfehlen mindestens 4 mm, da der Bremsweg bei Schnee sonst deutlich länger ist.
Reifendruck: Kälte senkt den Luftdruck. Prüfen Sie den Luftdruck der Winterreifen regelmäßig und erhöhen Sie ihn um etwa 0,2 bar gegenüber dem Sommerwert. Ein korrekter Druck verbessert Traktion und Lebensdauer.
4. Wann Winterreifen? Wechsel & Felgen
Die Faustregel lautet: „Von O bis O“ – also von Oktober bis Ostern. Spätestens bei Temperaturen unter +7 °C sollten Sie auf Winterreifen wechseln.
- Winterreifen wechseln: rechtzeitig Termin sichern.
- Alufelgen im Winter sind erlaubt, wenn sie korrosionsbeständig sind.
- Sommerreifen im Winter vermeiden – erhöhtes Unfall- und Haftungsrisiko.
5. Reifenalter, Haltbarkeit & richtige Lagerung
Reifenalter erkennen: Die DOT-Nummer (z. B. DOT 2319 = 23. Woche 2019) zeigt das Produktionsdatum an.
- Winterreifen-Lebensdauer: ca. 6–10 Jahre.
- Lagerung: kühl, trocken, dunkel und möglichst liegend oder hängend.
- Regelmäßig Winterreifen prüfen: Profil, Druck, Risse, Alter.
6. Ganzjahresreifen vs. Winterreifen
Ganzjahresreifen (auch Allwetterreifen genannt) sind erlaubt, wenn sie das Alpine-Symbol tragen. Sie erfüllen dann die situative Winterreifenpflicht, haben aber Nachteile bei extremen Winterbedingungen.
| Merkmal | Winterreifen | Ganzjahresreifen |
|---|---|---|
| Haftung auf Schnee/Eis | Sehr gut | Gut–befriedigend |
| Bremsweg im Winter | Kurz | Länger |
| Sommer-Performance | Begrenzt | Ausgewogen |
| Verschleiß im Sommer | Hoch | Mittel |
| Pflicht-Erfüllung | Ja (Alpine) | Ja (nur mit Alpine) |
7. Haftung, Versicherung & Bußgelder
Wer bei winterlichen Bedingungen ohne geeignete Reifen fährt, riskiert ein Bußgeld und einen Punkt in Flensburg. Kommt es zum Unfall ohne Winterreifen, kann eine Teilschuld verhängt werden. Versicherungen dürfen in der Kasko Leistungen kürzen.
- Strafe ohne Winterreifen: 60–120 € Bußgeld je nach Situation.
- Gerichtsurteile bestätigen regelmäßig Mitverschulden bei falscher Bereifung.
- Leasingfahrzeuge: Winterreifen oft vertraglich vorgeschrieben.
Unabhängiger Gutachter in Hamburg unterstützt bei Beweissicherung und Bewertung der Bereifung nach einem Unfall.
8. Winterreifen in Europa
Die Vorschriften sind europaweit unterschiedlich:
- Österreich: Pflicht vom 1. Nov bis 15. Apr.
- Schweiz: keine starre Pflicht, aber Haftungsrisiko bei Unfall.
- Italien: regional geregelt, oft zwischen Nov–Apr.
- Skandinavien: teilweise Spikes-Reifen erlaubt.
In Deutschland sind Spikes-Reifen verboten. Prüfen Sie daher vor Reisen die Vorschriften (winterreifen europa).
9. Verhalten nach Unfall: Checkliste
- Unfallstelle sichern, Warnweste anziehen.
- Polizei verständigen, Verletzten helfen.
- Fotos machen, Zeugen notieren, Reifenzustand dokumentieren.
- Unabhängigen Gutachter beauftragen – besonders bei Sommerreifen im Winter oder Streit um Bereifung.
- Versicherung informieren und alle Unterlagen sichern.